
Rettet das Albleuchten in Bad-Herrenalb! (offener Brief)
Autor: Holger Tuttas
Bis 2023 war das Albleuchten in Bad Herrenalb für mich immer ein absolutes weihnachtliches Highlight. Dieses Jahr war ich jedoch sehr enttäuscht: das Albleuchten 2024 empfinde ich als lieb- und einfallslos und die wunderbare weihnachtliche Stimmung der letzten Jahre mag bei mir – angesichts des diesjährig Dargebotenen – leider nicht mehr so recht aufkommen ... :-(
Am 20.12.24 habe ich den folgenden "offenen Brief" per Mail an die Stadt Herrenalb geschickt. "Offen" deshalb, weil ich mir mit der Aktion erhoffe vielleicht noch mehr Menschen für das Thema "Weihnachtsbeleuchtung" sensibilisieren zu können.
Liebe Herrenalber,
als einer der größten Fans Ihrer weihnachtlichen Alb-Beleuchtung hatte ich Sie in der Vergangenheit ja schon mehrfach gelobt. Die Alb-Beleuchtung wurde in den letzten Jahren stimmig und liebevoll gestaltet. Viele kleine, zu Pyramiden und Kugeln geformte Lichterketten wurden im Park verteilt und schafften mit ihrem einheitlichen, goldenen, warmen Licht eine traumhaft weihnachtliche Atmosphäre (s. Foto). Die letzten Jahre war das – wie gesagt – stimmig. Ich hatte den Eindruck, da hat sich jemand bei der Planung wirklich Gedanken über eine möglichst stimmungsvolle Beleuchtung gemacht und sich bei der Umsetzung viel Mühe gegeben.
Anders dieses Jahr. Dieses Jahr sieht es – für meinen Geschmack – so aus, als ob da jemand eine Anweisung bekommen hätte: "stell halt ein paar Lampen auf" ... Denn genauso wirkt es. Nicht sorgfältig geplant, sondern lieblos "hingeklatscht". Statt – wie die letzten Jahre – am Albufer mit vielen kleinen einzelnen Lichterketten und Kugeln eine dezente, mystisch-märchenhaft anmutende Lichtstimmung zu schaffen, wurde das Licht dieses Jahr an einigen Stellen, zum Beispiel mit um Baumstämme gewickelten Licht-Manschetten zu geradezu aufdringlich hellen Licht-Spektakeln konzentriert.
Und dann diese gruseligen roten Scheinwerfer. Hier dachte sich der Herrenalber "Lichtkünstler" vermutlich: "was die Karlsruher können, können wir auch" ... Nein, können Sie nicht. Denn während die roten Scheinwerfer unter den Bäumen auf dem Karlsruher Friedrichsplatz ins Gesamtbild passen und damit zur Stimmung beitragen, wirkt das im Herrenalber Kurpark installierte Rotlicht genau so, wie es vermutlich beauftragt wurde: einfach irgendwie irgendwo hingestellt. Das Ergebnis: Statt Stimmung zu erzeugen, macht es die Stimmung, die ich die letzten Jahre so liebte und weshalb ich immer gerne nach Herrenalb fuhr, leider kaputt.
Ich kann nur spekulieren, was in Herrenalb passiert ist ... Ist die Alb-Beleuchtung Opfer einer Sparmaßnahme geworden? Oder hat in Herrenalb der Verantwortliche gewechselt und gehört dieser, was das Thema "Weihnachtsbeleuchtung" angeht, nun zu den leider häufig anzutreffenden eher unsensibleren Menschen, die der Auffassung sind: "Hauptsache Licht"?
Liebe Herrenalber, wie man in (viel zu) vielen Gärten und an (viel zu) vielen Balkonen und Fenstern zur Weihnachtszeit sieht, sind tatsächlich leider (viel zu) viele Menschen der Auffassung "Hauptsache Licht". Es gibt aber auch deutlich sensiblere Menschen, die durchaus Wert auf schöne, stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung legen! Das, was Sie dieses Jahr geboten haben, war – meiner Meinung nach – bestenfalls durchschnittlich. Bitte besinnen Sie sich doch nächstes Jahr wieder Ihrer Anfänge und erfreuen Sie uns wieder mit der zauberhaften, einzigartigen Atmosphäre, die Ihre Alb-Beleuchtung in den letzten Jahren bot.
Ihr Fan
Holger Tuttas
Nachtrag: nachdem ich den Link unten zum Herrenalber Albleuchten eingefügt und die dortige Seite gelesen habe, weiß ich jetzt mehr. Zitat auf der Herrenalber Seite: "Besonders schön für die Besucher des weihnachtlichen Kurparks: Das „Stadtwerke-Albleuchten“ wird um zahlreiche neue Lichter erweitert. So wird es neben den bekannten Lichtkugeln und Lichtpyramiden unter anderem einen sechs Meter messenden Adventskranz, einen Selfie-Point-Schlitten und Eingangstore geben, die ebenfalls alle illuminiert sind."
Auweia, da steht es also Schwarz auf Weiß: Das diesjährige Herrenalber Albleuchten ist demnach kein Ausrutscher, wie ich gehofft habe, sondern tatsächlich Absicht ... Vermutlich meinten also auch in Herrenalb mal wieder ein paar "Marketing-Strategen" dass man beim alljährlichen weihnachtlichen Wettrüsten der Städte mitmachen und "klotzen" muss um mehr Besucher in die Stadt zu bekommen. Doof nur: Mindestens in einem Fall, nämlich meinem, ging der Schuss schon mal nach hinten los.
Ich finde die neuen Herrenalber "Attraktionen" nämlich keineswegs "besonders schön" sondern eher gewöhnlich und mein Bedürfnis öfter ins weihnachtliche Herrenalb zu fahren, hält sich dieses Jahr deshalb leider stark in Grenzen.
Liebe Herrenalber, daher nochmals mein dringender Appell: Völlig überladene Weihnachts-Grusel-Attraktionen findet man überall. Ruhige, besinnliche, tatsächlich einer weihnachtlichen Stimmung förderliche Plätzchen dagegen sind extrem selten. Das alte Albleuchten war solch ein Platz. Statt diese weihnachtliche Oase im allgemeinen Trubel zu hüten und zu pflegen, sind sie – vermutlich aus den üblichen wirtschaftlichen Überlegungen heraus mit mehr "Atrraktionen" mehr Menschen in die Stadt zu locken – im Begriff sie kaputtzumachen. Warum orientieren Sie Ihr Marketing nicht einfach andersrum? Mit dem, was die großen Städte bieten, werden Sie eh nie mithalten können. Bieten Sie doch stattdessen etwas an, was die Großen nicht bieten können: weihnachtlich Ruhe, Frieden und Bescheidenheit. Denn auch wenn der Trend "mehr = besser" sich leider immer mehr durchzusetzen scheint, bin ich doch sicher: nicht wenige Menschen teilen auch meine Meinung: oft ist weniger mehr!
Noch ein Nachtrag (4. Januar 2025): als Fan war ich – natürlich! – über Weihnachten doch nochmal in Herrenalb und hab mir alles nochmal genau angeschaut. Also klar ist: der aus meiner Sicht hässliche Adventskranz und der fast noch hässlichere, aus Alu-Traversen zusammengebastelte Nikolausschlitten, gehen gar nicht. Die wirken billig und kitschig und deshalb bitte zukünftig einfach wieder weglassen. Und wenn man in Herrenalb unbedingt meint einen "Selfie-Point" zu brauchen, dann mein Tipp: schauen Sie sich den in Baden-Baden mal an. Dort steht auch ein "Selfie-Point-Nikolausschlitten" – allerdings in hübsch.
Apropos Baden-Baden: da ich am selben Tag zuerst in Baden-Baden und dann nachts in Herrenalb war, hatte ich einen direkten Vergleich zwischen "WOW!" (Baden-Baden) und "na ja" (Bad Herrenalb). Meine Vermutung: wie auch die Ettlinger, haben vermutlich auch die Baden-Badener erkannt, dass es für die abendliche Lichtstimmung einer Stadt extrem förderlich ist ein Lichtkonzept zu entwickeln. Auffallend fand ich in Baden-Baden nämlich, dass – genau wie das abendliche Ettlingen und das frühere Albleuchten in Bad Herrenalb – die Stadt zu Weihnachten in ein fast einheitlich "goldenes" Licht getaucht ist. Die Baden-Badener haben es sogar geschafft ihren Weihnachtsmarkt fast einheitlich golden zu beleuchten – das schafft man nur, wenn man den Ausstellern entsprechende Vorgaben macht. Großes Lob von mir dafür!
Was die Stimmung und die Atmosphäre eines Ortes nämlich ungemein beeinflusst, ist die Farb-Temperatur ihrer Lichtquellen (mehr dazu auf Wikipedia). Gelbes, "goldenes" Licht schafft eine warme, wohlige – weihnachtliche! – Atmosphäre, während weißes (oder noch schlimmer: blaues!) Licht kalt, unbehaglich und abstoßend wirkt. Schuld daran, dass viele Orte heute kalt und ungemütlich wirken, ist der Vormarsch der Energiespar-Lampen. Denn während alte Glühbirnen mit Glühfaden naturbedingt IMMER ein warmes Licht abgaben und so unsere Städte und Wohnungen früher immer in einheitliches, warmes Licht tauchten, waren viele Energiesparlampen und die ersten LEDs "kaltweiß" und entsprechend wirkten die Orte, die sie beleuchteten.
Zwar gibt es heute auch warme LEDs – und deren Verbreitung setzt sich, Gott sei Dank, auch zunehmend durch – aber dadurch, dass sowohl kalte, als auch warme LEDs auf dem Markt angeboten werden und leider immer noch viel zu wenig Menschen die Wichtigkeit der Farbtemperatur von Licht bewusst ist, wurde die Welt die letzten Jahrzehnte zunehmen mit einem grauenvollen Mischmasch aus warmem, kalten und buntem Licht verschmutzt. Ich werde zum Thema "Licht" demnächst ein eigenes Projekt starten. In Kürze dazu also mehr ...
In die Licht-Technik bin ich etwas abgedriftet, weil ich auch hier einen Unterschied der diesjährigen Herrenalber Albbeleuchtung zu der der letzten Jahre vermute: kann es sein, dass dieses Jahr in Herrenalb andere Lichterketten verwendet wurden, als die letzten Jahre? Das Licht wirkt auf mich kälter. Nicht mehr so kuschlig warm wie früher (oder eben wie in Baden-Baden). Oder hat es mit den roten Scheinwerfern zu tun? Kann es sein, dass das extreme rote Licht das der Lichterketten überlagert und damit die Lichterketten kälter wirken lässt? Falls das irgendwie Sinn ergibt, würde ich mich über entsprechende Rückmeldungen von Licht-Experten freuen.
Wie auch immer: nein, früher war sicher nicht alles besser, das Licht in den allermeisten Fällen aber schon. Daher nun zum dritten Mal meine Bitte an die Herrenalber: macht es einfach wieder so wie die letzten Jahre. Kuschlig warmes Licht an die Alb und fertig. Licht-Kuriositäten wie der Adventskranz, der "Selfie-Schlitten" oder rote Scheinwerfer mögen einfacher gestrickte Menschen vielleicht anziehen. Etwas anspruchsvollere und sensiblere Menschen werden Sie damit aber eher vergraulen.
Und zum Schluss dann doch noch ein kleines Lob: am Tannenbaum vor dem Rathaus in Herrenalb sind entweder noch alte Glühbirnen mit Glühfäden installiert oder Birnen mit hochwertigem, dem "alten Licht" sehr nah kommenden LEDs. Danke dafür! Tipp an die jüngeren Generationen: Anschauen! So hübsches Licht gab's früher überall. :-)
Links zum Thema:
Stadtwerke Albleuchten Bad Herrenalb
Bericht in den Badischen Neuesten Nachrichten über Besucherstimmen zum Albleuchten Bad Herrenalb
Ein wunderschönes Beispiel für die alte Beleuchtung mit Glühlampen: Der Binnenhafen von Husum bevor dort auf LEDs umgestellt wurde
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