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Das Arbeitspferd von Holger Tuttas: die Lumix S5 mit Sigma 24-70
Das Arbeitspferd von Holger Tuttas: die Lumix S5 mit Sigma 24-70 | Foto: Holger Tuttas


Holger, mit welcher Knipse fotografierst Du?

Autor: Holger Tuttas


Da ich seit meinem 16. Lebensjahr fotografiere, hatte ich sie alle: Canon, Nikon, Pentax, Sony, Panasonic ...

Meine erste große Liebe (mit 16) war eine Pentax MEsuper. Meine zweite dann – im digitalen Zeitalter – eine Pentax 200D. Leider gab die 200D irgendwann den Geist auf und da es sie nicht mehr gab, brauchte ich was Neues. Ich versuchte mich mit mehreren Kameras diverser Hersteller, wurde aber mit keiner wieder so richtig glücklich, wie mit meiner 200D.

Dann erschien 2020 die Lumix S5 von Panasonic und mit dieser hat mir die Fotografiererei endlich wieder so viel Spaß gemacht wie mit der Pentax! :-)

Warum? Nun, mich interessiert weniger, was eine Kamera alles technisch drauf hat, mich interessiert, was – OHNE stundenlange Nacharbeitung – hinten rauskommt, also die Bilder "out-of-camera". Da war ich mit den ersten Sonys zum Beispiel nie glücklich. Die Farben fand ich immer irgendwie seltsam. Irgendwie Bonbon-mäßig. Die Bilder, die die S5 macht, wirken für mich natürlicher. Die S5 entrauscht zudem die Bilder nicht zu wenig und nicht zu viel und selbst Fotos, die mit ISO 3200 fotografiert wurden, sehen immer noch top aus! Immer, wenn ich die mit der S5 gemachten Bilder das erste Mal anschaue, muss ich freudig grinsen. Das ist der Pentax-Effekt von früher! :-)


Zudem gefallen mir bei der S5 die drei Knöpfe oben rechts hinter dem Auslöser. Die drei wichtigsten und meistgenutzten Einstellungen, ISO, Weißabgleich und Auf- und Abblenden sind damit perfekt erreichbar. Nach kurzer Eingewöhungszeit kann man diese drei Knöpfe quasi "blind" bedienen, also ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen.

Viel wichtiger: das Objektiv!
Inzwischen machen eigentlich ALLE Kameras ALLER Marken schöne Fotos! Auch Sony hat hier deutlich nachgebessert. Deshalb ist für gelungene Bilder ein richtig gutes Objektiv viel wichtiger, als die Knipse! Gerade wirklich gute Zoom-Objektive sind immer noch äußerst selten.

Einen Großteil des Lobes, das ich der Bildqualität meiner S5 machte, gebührt also dem Objektiv, dem SIGMA 24-70 DG DN Art. Mit dem Sigma ist die S5 mein verlässliches Arbeitspferd für alle Standard-Fotoaufnahmen geworden.

Da ich das Wechseln von Objektiven extrem nervig finde, habe ich inzwischen für meine drei fotografischen Schwerpunkte drei eingespielte Teams: neben der S5 und dem Sigma 24-70 sind das noch die S1r mit dem Nikon 20 und die Sony a6400 mit dem Canon 70-200.






Lumix S1r
Da ich mit der S5 sehr zufrieden bin, habe ich mir für spezielle Aufgaben wie beispielsweise sehr große Fotos, noch die S1r zugelegt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war – neben der Hoffnung, dass die S1r genauso intuitiv zu bedienen ist wie die S5 – zugegebenermaßen auch der Preis! Eine Vollformatkamera mit >40 Megapixeln bietet so günstig kein anderer an (Stand: 2402). Haptik und Verarbeitung der S1r sind ein Traum – sogar besser noch als bei der S5. Bei dem Klapp-Display allerdings weiß ich nicht, was die Panasonic-Ingenieure da geritten hat. Das hat eine deutlich aufwändigere Mechanik als das der S5 und ist dadurch deutlich unpraktischerer zu bedienen. :-(

Mein Fazit nach vielen Monaten der Arbeit mit der S1r: so lange man mit niedrigen ISO-Werten bis etwa ISO 400 arbeitet, ist die S1r für mich genauso perfekt wie die S5. Ab ISO >400 ist die S5 haushoch überlegen! Ich ahnte das bereits vor dem Kauf. Aber da ich die S1r hauptsächlich für Aufnahmen statischer Objekte oder Landschaften nutze, Aufnahmen also, bei denen es auf die Verschlussgeschwindigkeit nicht ankommt, kann ich mit diesem "Manko" bestens leben. Die Bildqualität ist bei der >40- Megapixel-Vollformat-Konkurrenz von Canon, Nikon und Sony wahrscheinlich heute noch etwas besser. ABER: die kosten auch doppelt so viel!


Panasonix Lumix S1r Mit Sigma 100 Makro
Die Lumix S1r mit Sigma 105 mm DG DN Macro Art | Foto: Holger Tuttas






Sony 6400 mit Sigma MC11 und Canon EF 70-200 L IS II
Hier fang ich mal mit dem Canon-Objektiv an, denn das EF 70-200 ist wohl eines der besten Objektive, die (zu einem noch angemessen Preis) zu bekommen sind. Das Objektiv hat mir an der Canon 6D immer sehr viel Freude gemacht.

Irgendwann kam die Sony 6400 nebst Zoomobjektiv in meine Sammlung. Die Sony mag ich sehr. Wie gesagt, sind die "komischen" Sony-Farben wohl Geschichte. Sony-Farben sind heute genauso hübsch wie die der anderen Anbieter, der Autofokus der Knipse ist – verglichen mit anderen Kameras – rasend schnell und schließlich find ich die Mini-Gehäuse der Sony aXXXX-Serie einfach gelungen (durch den Sucher links außen versaut man sich mit seinem fettigen Zinken nicht immer das Display ... )!

Leider war ich mit den Ergebnissen des Sony-Zooms (wie gesagt, es gibt nur SEHR wenige wirklich gute Zoom-Objektive!) nicht zufrieden und die Knipse lag lange im Schrank ...

Als ich in einem Foto-Forum einen Beitrag über den Sigma MC11 Sony-Canon-Adapter las, kam ich auf die Idee die a6400 mal mit dem Canon 70-200 zu testen.



Zwar war ich mit den Bildergebnissen der 6D immer voll zufrieden, aber was ich wirklich schmerzlich an der 6D vermisste, war ein Klappdisplay! Das hatte die a6400. Ich mach's kurz: die a6400 funktioniert mit dem Canon 70-200 sehr gut. Natürlich nicht so rasend schnell wie mit der 6D, aber immer noch ausreichend schnell. UND: ich habe mit der Kombi jetzt ein Klappdisplay! Seither liegt die 6D im Schrank ...Sony a5600 mit Canon 70-200

Die Sony a6400 mit Sigma MC11 und Canon EF 70-200 L IS II | Foto: Holger Tuttas







Meine Lieblings-Objektive
Natürlich ist es theoretisch immer besser Objektive und Kamera vom gleichen Hersteller zu verwenden – vor allem wegen der Autofokus-Geschwindigkeit. Kommt es auf die Autofokus-Geschwindigkeit nicht an, kann man sich die jeweiligen optischen Sahnestücke aller Hersteller heute adaptieren. Meine persönlichen Lieblingsobjektive:

  • Nikon AF-S 20 mm 1:1,8 ED
    Leider sind die meisten Weitwinkel in den Ecken unscharf und/oder verzeichnen stark und/oder sind nicht besonders Gegenlicht-tauglich. Das Nikon ist hier eine rühmliche Ausnahme! Zwar ist es wegen des Spiels am Fokusring etwas blöd manuell zu fokussieren. Dafür hat es für ein Weitwinkel aber kaum Verzeichnung, ist bis in die Ecken scharf und ab Blende 10 gibt's wunderschöne Sternchen! :-) Auch wenn die Fokussierung etwas aufwändig ist: ich adaptiere es gerne!


  • Samyang MF 35 mm 1:1,5
    Wie das Nikon, hat auch das Samyang kaum Verzeichnung und ist scharf bis in die Ecken.
  • Sigma 24–70 mm DG DN Art
    Ein Zoom zu finden, das über den gesamten Zoombereich ein schönes Bokeh und eine sehr gute Bildqualität liefert, ist wie ein Sechser im Lotto. Das Sigma ist das beste Zoom das ich je hatte.
  • Sigma 105 mm DG DN Macro Art
    Die Bildqualität ist nahezu perfekt. Aber das sind eigentlich fast alle 100er Makros.
  • Canon EF 70-200 1:4 USM L IS II
    Ich halte das Canon für eines der besten Objektive überhaupt. Obwohl es schon älter ist, ist es stets präzise und schnell und hat eine überragende Bildqualität.







Abschließende Bermerkungen und Fazit
Alles, was ich hier geschrieben habe, sind meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen. Ganz sicher sehen andere Fotografen vieles davon GAAAAANZ anders ... :-) Deshalb: klare Empfehlungen kann – meiner Meinung nach – keiner geben! Der eine wird mit der Kamera des einen Anbieters glücklich, der andere mit der Kamera eines anderen Anbieters.

Und auch noch mal – man kann es nicht oft genug wiederholen! –: viel wichtiger als die Knipse sind gute Objektive! Keine Ahnung woran es liegt, sei es am Marketing oder an der Technik-Begeisterung der Menschen: für Kameras geben die Menschen gerne Tausende von Euros aus. Gespart wird meist am Objektiv. Ein großer Fehler!

Die einzigen Empfehlungen, die ich wirklich geben kann sind: probieren Sie aus, womit Sie selbst glücklich werden. Und: sparen Sie an der Kamera, nicht am Objektiv! Denn noch mal: ALLE modernen Kameras machen heute gute Bilder. Unterschiede gibt es fast nur noch in der Bedienung.


Wirklich abschließende Bermerkung
Sicher sind Ihnen meine orange-farbenen Kamera-Gurte aufgefallen. Tatsächlich montiere ich NIE die den Kameras beigelegten Gurte. Zum einen mag ich die dicken Gurte nicht, zum anderen find ich die schreienden Aufdrucke der Kamerahersteller auf den Gurten gruselig. Ich mag nicht als Fan-Boy eines Kamera-Herstellers durch die Gegend laufen (... so lange ich kein Geld dafür bekomme ... :-) ).



Und schließlich noch: Vielleicht wundert sich der/die eine oder andere, warum ich hier vergleichsweise bescheidenes Equipment aufgeführt und nicht mit "High-End-Geräten" geklotzt habe, wie das heute üblich ist. Nun, wir leben zwar in einer merkwürdigen Zeit, in der fast alle auf dicke Hose machen und meinen mit Statussymbolen protzen zu müssen. Leider sieht – meiner Erfahrung nach – die Realität aber anders aus. Nicht nur, dass viele Menschen über ihre Verhältnisse leben, viele Kreative leiden immer noch unter den Folgen von Corona und ich kenne auch viele Fotografen, die mit Ihrer Arbeit kaum noch Geld verdienen und was ganz Anderes machen.

Obwohl es mir vergleichsweise gut geht, habe ich mir schon immer das geleistet, was zu mir passt. Also nicht das, was möglich ist, sondern das, was mir ein für mich optimales Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Mit anderen Worten: vielleicht könnte ich mir die 4000-Euro-Knipse leisten. Aber wozu? Ich bin kein Sport-Fotograf. Die Bilder, die ich für meine Arbeit brauche, kann eine 4000-Euro-Knipse kaum besser machen als meine S5 (die inzwischen für sensationelle 1000 Euro angeboten wird).

Nebenbei bemerkt: Die teuersten Kameras in meinem Bekanntenkreis haben nicht die Berufs-Fotografen, sondern glückliche ehemalige hohe Beamte im Ruhestand, die mit ihrer Highend-Knipse nebst Highend-Objektiv nachmittags vom Fernsehsessel aus die Vögelchen im Vogelhäuschen oder den Hund beim Gassigehen fotografieren. Nichts für ungut - es sei Ihnen gegönnt! :-)